Anlässlich der Diskussion im Kulturpolitischen Ausschuss des Hessischen Landtags über die aktuelle Situation der Intensivklassen kritisiert der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Christoph Degen, die Absenkung von Standards im schulischen Gesamtförderkonzept. Diese widerspreche dem Anspruch, die Bildungssprache Deutsch konsequent zu fördern.
„Mit den aktuellen Verschlechterungen in Intensivklassen führt die Landesregierung ihr eigenes Sprachförderkonzept, welches das Vorzeigeprojekte des Kultusministers ist, ad absurdum. Weniger Deutschstunden und eine gleichzeitige Aufstockung der Schülerzahl pro Klasse ergibt insgesamt weniger Förderung. Das ist eine einfache Rechnung, die Schwarzgrün zwar versteht, aber nicht interessiert. Mit seiner Entscheidung, den Klassenteiler auf 19 zu erhöhen, verschlechtert Kultusminister Lorz schon zum zweiten Mal seit Beginn seiner Amtszeit die Rahmenbedingungen auf Kosten der Schwächsten. Schon 2015 reduzierten CDU und Grüne die Wochenstunden für geflüchtete Schülerinnen und Schüler. Nun wird erneut genau bei diesem Personenkreis gekürzt. Damit diskreditiert der Kultusminister sein Herzensanliegen, die Bildungssprache Deutsch zu fördern und nimmt billigend in Kauf, dass stark traumatisierte Kinder und Jugendliche benachteiligt werden“, erläutert Degen. Mit einer 19:1-Relation in Intensivklassen werde die Deutschförderung sowie die Beschulung und Begleitung dieser jungen Leute, die überwiegend kein Wort Deutsch sprechen, immer schwieriger für die beteiligten Lehrkräfte und sozialpädagogischen Mitarbeitenden.
Der Schlüssel zur besseren Förderung liege aus Sicht der SPD-Fraktion in einer anderen Verteilung. Von den aktuell 1169 Intensivklassen seien 431 an Gesamtschulen, aber nur 45 an Gymnasien, eingerichtet worden. Die SPD-Fraktion fordere die Landesregierung daher auf, durch eine faire Verteilung an weiterführenden Schulen dafür zu sorgen, dass die Klassen kleiner und die Schulen besser auf die besonderen Bedürfnisse der geflüchteten Kinder und Jugendlichen an den Schulen eingehen können. „Je kleiner die Lerngruppe, desto besser kann die Förderung, insbesondere die psychologische und sozialpädagogische Unterstützung, gelingen. Kultusminister Lorz hat sich selbst erst vor Kurzem damit gerühmt, wie viele Lehrkräfte sich in Deutsch als Fremdsprache fortgebildet hätten. Gerade im weiterführenden Bereich sind noch ausreichend Lehrkräfte vorhanden.“
Die Aufnahme und der Unterricht geflüchteter Kinder und Jugendlicher sei unbestreitbar eine enorme Herausforderung für die Schulen und für jede einzelne Lehrkraft, aber ausgerechnet jetzt erneut bei den Schwächsten den Rotstift anzusetzen und die Standards der Deutschförderung abzusenken, sei völlig unangemessen und rückwärtsgewandt.