Ab morgen gehen in Hessen alle Grundschüler wieder in die Schule

Begrüßung Schule
Bild: K. Luxen

Die meisten Eltern atmen auf – ab morgen können die Grundschüler endlich wieder alle in die Schule. Es gibt bis zu den Sommerferien eine Schulpflicht, aber keine Schulbesuchspflicht für Kinder. D.h. Kinder, die zu Risikogruppen gehören oder zu Hause in nächster Nähe zu Risikogruppen leben, können weiterhin zu Hause lernen.

Die Harheimer Grundschule hat ein Schild am Tor und freut sich auf die Kinder, die morgen wieder kommen. Auch die weiterführende Schule meiner Kinder erprobt ab morgen ein System, dass die Kinder an 3 Tagen in die Schule kommen können. Es werden zwei Gruppen gebildet und die Gruppe, die zu Hause bleibt, erhält parallel den gleichen Unterricht am Bildschirm.

Das, was die Eltern in den vergangenen 3 Monaten zu Hause mit den Kindern unvorbereitet leisten mussten, hat nun hoffentlich ein Ende. Die Viruskrise hat deutlich aufgezeigt, dass wir  im digitalen Lernen ein Entwicklungsland sind. Es fehlen Endgeräte zu Hause, es fehlt die Expertise an den Schulen. Es wird vor allem deutlich: die Bildungsungerechtigkeit wird immer größer. Wenn Eltern zu Hause nicht mehr helfen können, werden die Kinder zunehmend abgehängt.

Daher teile ich auch nicht den Vorwurf der Gewerkschaften der Lehrer*innen, dass die Lehrkräfte zu Versuchskaninchen gemacht werden. Studien an 2.500 Kindern, ihren Eltern und den Lehrkräften/Erzieher*innen in Baden-Württemberg haben gezeigt, dass Kinder bis 10 Jahre kaum an Corona erkranken und auch der Kontakt untereinander nicht zu erhöhter Ansteckungsgefahr führt. Im Gegenteil: die Kinder und Eltern waren nun 3 Monate Versuchskaninchen im digitalen Lernen. Die Pflegekräfte und die Kasserierin an der Supermarktkasse haben sich in der Hochphase der Pandemie ihrer Verantwortung gestellt.

Eins ist mal sicher: Eltern können nicht die wertvolle Arbeit der Lehrkräfte ersetzen. Aber sicher ist auch, dass Eltern es nicht mehr verstehen, dass zwar am Friedberger Platz abends Party stattfindet, sie aber nicht mehr wissen, wo sie den Urlaub hernehmen sollen, um die Kinder zu Hause zu betreuen. (KL)